Unabhängigkeit
Unabhängigkeit
In den 1950er Jahren etablierten sich feste Unabhängigkeitsbestrebungen, die Forderung nach staatlicher Selbstbestimmung wurde immer größer. Obervolta erhielt folglich im Jahre 1958 zunächst den Status einer autonomen Republik. Am 05. August 1960 wurde schließlich die Unabhängigkeit proklamiert. Kurz darauf wurde der junge Staat Mitglied der Vereinten Nationen. Maurice Yaméogo wurde zum ersten Präsidenten des souveränen Staates. Er regierte in den folgenden Jahren auf Basis einer Einheitsparteidiktatur der UDV (Union Démocratique Voltaique). Misswirtschaft und die langfristige Unterdrückung oppositioneller Kräfte führte 1966 zum Sturz der Regierung, zur Verfassungsauflösung und zur Machtübernahme durch eine Militärregierung.
Sangoulé Lamizana, Oberbefehlshaber der Armee, wurde zum neuen Präsidenten. Die 16 Jahre seiner Herrschaft waren geprägt durch ständig wechselnde Staatsformen. So wurde die Militärregierung 1971 nach Ausarbeitung einer Verfassung und anschließendem Referendum durch die Zweite Republik ersetzt. Innere Parteistreitigkeiten führten 1974 zu einer erneuten Machtübernahme durch das Militär. Angesichts der Unzufriedenheit der Bevölkerung ernannte Lamizana eine Regierung der nationalen Einheit, die eine neue Verfassung ausarbeiten sollte. Nach deren Annahme durch ein Referendum wurde Lamizana zum Präsidenten der Dritten Republik. Die neu ernannte Regierung war aufgrund interner Querelen jedoch handlungsunfähig.
Nach einem wochenlangen Streik der Lehrer putschte 1980 eine Gruppe von Militärs um Saye Zerbo. Die anfängliche Zustimmung für den Präsidenten seitens der Bevölkerung sank jedoch sehr schnell. Dies war einer Reihe unpopulärer Maßnahmen geschuldet. Hinzu kamen Streitigkeiten innerhalb des Militärs, die Obervolta letztlich ins Chaos stürzten. Im November 1982 kam es deshalb zu einem erneuten Staatsstreich, der eine Gruppe junger Offiziere unter dem Namen „Conseil du Salut du Peuple“ (CSP) an die Macht verhalf. Unter ihnen bildeten sich zwei rivalisierende Lager: Die einen wollten die Rückkehr in ein konstitutionelles Gefüge, die anderen eine marxistische Staatsform durchsetzen.
Den zerstrittenen Zustand der Armee und die Schwäche des Staates nutze ein Elitekommando zum Sturm auf Ouagadougou. Der „Conseil National de la Revolution“ (CNR) wurde im Rahmen der sogenannten Revolution gegründet. Es kam zu einer linksgerichteten Staatsform unter der Führung von Kapitän Thomas Sankara. Tiefe Veränderungen wurden vorgenommen: Die Verwaltung wurde neu organisiert, das Land in Provinzen geteilt, Grund und Boden verstaatlicht, Impfkampagnen durchgeführt, Stauseen gebaut, Brunnen gebohrt, durch einen Volksentwicklungsplan die Schulquote erhöht und schließlich Obervolta in Burkina Faso („Land der Unbestechlichen/Aufrichtigen“) umgenannt. Streitigkeiten in der Armee hatten im Oktober 1987 zur Folge, dass es zu einem Staatsstreich kam.
Ein neues Militärregime mit dem Namen „Front Populaire“ wurde verkündet. Unter dem Chef dieser Bewegung, dem neuen Präsidenten Blaise Compaoré, kam es zu Korrekturen des früheren Revolutionskurses. Mit den weltpolitischen Umwälzungen Ende der 1980er / Anfang der 1990er Jahre wurde der Reformdruck auf die politische Klasse in Burkina Faso immer höher. Eine Demokratisierungsphase begann. Dies hatte zur Folge, dass 1991 eine neue Verfassung ausgearbeitet und die Gründung politischer Parteien wieder erlaubt wurden.